HOLLA die Waldfee

Wer kennt ihn nicht, den HOLUNDERBUSCH. Zweimal im Jahr erfreut er uns mit seinem wunderschönen Anblick und sorgt dabei für unsere Gesundheit. Seine weißen Blüten (von Mai bis Juli) läuten den Sommer ein, und wenn die schwarzen Beeren (von September bis Oktober) reif sind, wird es eindeutig Herbst.

 

Die Holunderblüten verströmen einen betörenden Moschusduft, der Getränken und Speisen ein besonderes Aroma verleiht.  Er hilft uns unsere Abwehrkräfte zu stärken, hilft bei Erkältungskrankheiten, Husten und Fieber, bei Entzündungen der Stirnhöhlen, Heuschnupfen und vieles, vieles mehr. Und nicht nur uns Menschen! 

 

All meine Hunde bekommen jedes Jahr immer wieder die getrockneten Holunderblüten unters Futter gemischt. Damit werden die natürlichen Atemwege und das Immunsystem gestärkt. Probiert ein doch einfach mal aus, eurem Hund können diese herrlich weißen und wundervoll duftenden Blüten nur gut tun!

 

Die beste Zeit die Blüten zu ernten ist ein trockener, sonniger Tag, am besten am Vormittag, sobald der Morgentau verdampft ist. Wenn es längere Zeit heiß ist, dann verlieren die Blüten ihren intensiven Geschmack und sobald es dann zu regnen anfängt, dann fallen sie ab. UND BITTE NICHT DA ERNTEN, wo so viele Autos herfahren. Sucht euch einen schönen Holunderbusch fern ab von Straßen und Lärm, da wo auch ihr euch wohlfühlen würdet  :O) Und bitte nicht vergessen DANKESCHÖN zu sagen!

"BEGEGNE MIR MIT ACHTUNG & RESPEKT"

 

Wer früher an mir vorbeiging, zog voller Achtung vor mir den Hut. Als Sippenbaum am Hof wachsend, hütete sich jeder davor, mich zu fällen oder gar zu verbrennen, um nicht Unheil auf sich zu ziehen. Die Leute dachten, in mir wohne die segenbringende, über Haus und Hof wachende, vorgermanische Göttin namens Hel, Holla, Holda oder Hulde. Du begegnest ihr im Märchen von Frau Holle.

Es gibt so viele schöne "HOLUNDER"Geschichten zu erzählen, diese alle würden diesen WaldBlog sprengen, aber ein ganz wunderschönes Märchen von Ursula Bertsch, aus ihrem Buch Wilma Walnuss und andere Heilpflanzenmärchen, möchte ich heute mit euch teilen  :O)

Es war einmal ein wunderschöner großer alter knorziger Holunderbusch, der lebte direkt neben einem ebenso wunderschönen großen alten Haus. Im Frühling blühte er prächtig, im Spätsommer war er voll behängt mit tiefschwarzen Beeren und alle, die im Haus lebten, die mochten ihn sehr. Und der Holunder, der liebste sie auch, so wie Holunder ja eben die Menschen liebt - also, sie hatten es richtig gut miteinander! Aber dann starb der Hausbesitzer, das Haus wurde verkauft und die neuen Besitzer hatten ganz andere Vorstellungen davon, wie ein Haus und ein Garten aussehen sollte. 

Der Holunder gefiel ihnen nicht, so alt und knorzig, wie er war. Als im Herbst dann auch noch die Vögel die Beeren fraßen und daraufhin farbige Spuren auf der Wäsche hinterließen, die auf der Wäscheleine hing, da entschieden sie, ihn umzusägen.

Doch der Holunder hatte glücklicherweise alles mit angehört. "Wer mich nicht will, der hat mich auch nicht verdient!", sagte er ganz empört zu dem Apfelbaum, der neben ihm stand. Und noch in derselben Nacht, als er drinnen im Wohnzimmer den Fernseher hörte, machte er sich davon. Ohne eine Spur zu hinterlassen, lief er einfach weg und ließ sich weit weg von dem Ort am Waldrand nieder.

 

Dort blieb er ein ganzes Jahr, genoss die gute Luft, die schöne Aussicht und beglückte die Vögel im Wald mit seinen Beeren. Aber als das Jahr vorbei war, da wurde es ihm zu einsam, die Menschen fehlten ihm doch und so beschloss er, wieder los zu ziehen, so weit, bis er einen Ort finden würde, an dem er willkommen war. Er ließ einfach einen Teil von sich zurück und machte sich wieder auf die Wanderschaft. Es war ein wunderschöner Frühlingstag, als er in ein hübsches kleines Dorf kam. Mitten im Dorf war ein Gasthaus, das gefiel dem Holunderstrauch so gut, dass er sich direkt daneben pflanzte. Der Wirt staunte nicht schlecht, als er ihn am nächsten Morgen entdeckte, und war voll Bewunderung für die weiße Blütenpracht. "Das duftet ja wie die Frühlingsgöttin persönlich!", freute er sich und der Holunder, der sich wieder geliebt und geachtet fühlte, blühte und duftete in einem fort!

 

Noch am selben Abend stieg der Wirt auf den alten Dachboden des Gasthauses und dort fand er in der hintersten Ecke das alte, verstaubte Kochbuch seiner Großmutter. Darin waren viele Holunderrezepte, die sie noch gekannt und aufgeschrieben hatte. Der Wirt, der ganz beflügelt und inspiriert war von der Schönheit und dem Duft der Holunderblüten, kochte sofort alle Rezepte seiner Großmutter nach und erfand täglich noch neue Rezepte dazu. Er schrieb eine völlig neue Speisekarte und die Gäste kamen in Scharen, aßen Holunderküchlein süß und salzig, tranken Holundersprudel, -sirup, oder - sekt und schlemmten, natürlich, Holunderblüteneis zum Nachtisch. Als es dann Herbst wurde, da servierte er Suppen, Soßen, Wein und Gebäck aus den schwarzen Beeren - fast unvorstellbar, was aus Holunder alles gekocht werden kann. Das Gasthaus hieß jetzt auch nicht mehr "Zum schiefen Eck", sondern "Zum Holunder", und der alte Holunderstrauch fühle sich sehr, sehr wohl. Er mochte den Trubel und die vielen glücklichen Menschen um sich herum. Aber das Reisen hatte ihm auch gefallen und so ließ er, als ein Jahr und noch eines vorbei waren, einen großen Teil von sich zurück und zog wieder weiter. 

 

Unterwegs hörte er von einem Haus, in dem eine große Familie mit vielen Kindern wohnte, die alle ständig erkältet waren, Husten hatten oder Schnupfen, Fieber oder Halsschmerzen. "Da werde ich gebraucht!", dachte der Holunder und pflanzte sich direkt neben die blau gestrichenen Fensterläden. Der Vater der Kinder erkannte ihn auch sofort - er erinnerte sich, dass der Großvater eines Schulfreundes Flöten aus den Ästen des Holunders geschnitzt hatte - und war da nicht auch etwas mit Erkältungstee gewesen? Er besuchte also einen alten Schulfreund und dieser konnte ihm ganz genau erklären, wie mit Holunderblütentee und Holunderbeerensaft Fieber, Erkältung, Husten und überhaupt alles, was heute "Abwehrschwäche" heißt, kuriert werden konnte. "Der Holunder ist eine Wärmflasche von innen!", so habe sein Großvater immer gesagt, erzählte der Freund. Als der Vater wieder zu Hause war, kochte er sofort für alle Tee aus den Holunderblüten. Der Tee wurde getrunken, und konnte außerdem zum Inhalieren und für Schwitzbäder verwendet werden. Ein Teil der Blüten wurde getrocknet und später im Jahr wurde dann aus den schwarzen Beeren Saft gekocht, so dass die Holunderkräfte auch den Winter über genutzt werden konnten. Schnell war der Holunder unentbehrlich und zum Allheilmittel geworden im Haus mit den blau gestrichenen Fensterläden und bald darauf auch in allen den anderen Häusern in der Straße. Der Holunder wurde mehr denn je geliebt und geachtet und als seine Reiselust wieder durchbrach, da ließ er einfach ganz viele Ableger von sich zurück und machte sich auf die Wanderschaft.

 

Jetzt gäbe es noch viele Geschichten zu erzählen von dieser Wanderschaft, und ständig kommen neue dazu: Zum Beispiel, wie der Holunder auf einer Schönheitsfarm den gestressten Frauen und Männern zu einem echten Schönheitsschlaf verholfen hat und außerdem noch ihre Hautprobleme verschwinden ließ. Oder wie bei seinem Besuch in einem Kindergarten die Kinder und Eltern ganz zauberhafte Windspiele aus den Ästen bastelten. Oder wie er sich neben eine Computerschule pflanzte, damit alle dort ihre geröteten Augen behandeln konnten, indem sie mit Holunderblütentee getränkte Tüchlein darauf legten. Es würde viele, viele Bücher füllen, alle die guten Taten des Holunders zu beschreiben!

 

Nur eine seiner Reisestationen, die soll noch erzählt werden. Dann und wann dachte der Holunder nämlich an seine alte Heimat zurück und irgendwann sagte er zu sich: "Eigentlich war es ja ganz gut, dass ich dort verjagt worden bin, ich hätte ja sonst nie so wunderbare Reisen erlebt! Zwölf Jahre ist es inzwischen her, dass ich meine Reise angetreten habe und vielleicht sollte ich  einmal wieder vorbei schauen?" Und nicht lange danach war er auch schon wieder dort. Der Garten sah ganz anders aus, als er ihn kannte, nur noch Rasen und ein paar ihm unbekannte Büsche. Nur der alte Apfelbaum, der war noch da und eine Schaukel hing am untersten Ast, das freute den Holunder. Denn Kinder, das wusste er, die wissen oft besser als Erwachsene, was wirklich gut ist. "Richtig langweilig ist es geworden", erzählte der Apfelbaum, "nur der Rasenmäher kommt ab und zu vorbei. Keiner hier weiß, wozu wir Pflanzen da sein können - nicht mal Apfelmus kochen können sie hier!" Das hörte der Holunder natürlich gar nicht gern. Aber er hatte auch schon eine Idee. Am nächsten Sonntag machte die Familie ihren gewohnten Sonntagsausflug. Eigenartigerweise schien das Navigationsgerät des Autos nicht richtig zu funktionieren und statt im Vergnügungspark landeten sie doch tatsächlich beim "Gasthaus Zum Holunder". Müde, hungrig und mit ziemlich schlechter Laune setzten  sie sich an den einzigen freien Tisch unter dem großen Holunderbusch, der den Eltern merkwürdig bekannt vor kam. Sie wollten nicht einmal die Speisekarte lesen, sondern sagten dem Wirt, er solle einfach irgendetwas bringen - und der brachte natürlich Berge von Holunderköstlichkeiten. Und sie aßen und aßen und wurden immer vergnügter und fühlten sich so wohl an diesem Ort, dass sie bis zum Abendessen blieben und der Vater seinen Kindern in einem Anfall von Großzügigkeit sogar noch das "Holunderkochbuch" schenkte, das der Wirt inzwischen geschrieben hatte. Auf der Rückfahrt funktionierte das Navigationsgerät wieder einwandfrei und zu Hause angekommen wunderten sie sich dann fast gar nicht mehr, dass neben dem Haus plötzlich auch so ein großer, alter Holunderbusch stand.

 

Im Herbst gab es in der Schule einen Aktionstag und die Kinder  entschieden sich, Marmelade kochen zu lernen. Wieder zu Hause suchten sie sofort das Holunderkochbuch und dort das Rezept für Holunder-Apfel-Marmelade. Die Mutter war entsetzt - die schwarzen Holunderbeeren in ihrer weißen Küche? - aber als die Kinder sagten, es wäre sozusagen eine Hausaufgabe, da konnte sie nicht mehr sein sagen. (Vielleicht hatte ja auch die Gute-Laune-Wirkung des Holunders schon eingesetzt?) Der Apfelbaum freute sich natürlich, als die Kinder kamen, lachte in sich hinein und schüttelte sich vorsichtig. Die Apfel-Holunder-Marmelade wurde vorzüglich und aus den restlichen Äpfeln kochten die Kinder dann noch siebzehn Gläser Apfelmus, und das sogar ohne Rezept. (Möglicherweise fördert Holunder ja auch selbstständiges denken, das müsste mal jemand untersuchen.)

 

Wie lange der Holunder hier bleiben muss, bis auch die Erwachsenen seine Vorzüge und vielleicht auch noch die Vorzüge anderer Pflanzen erkennen, das wird sich zeigen. Aber ganz sicher wird es auch hier irgendwann so weit sein, dass der Holunder etwas von sich zurück lässt und weiterzieht, irgendwo hin, wo er gebraucht und geschätzt wird. Denn er liebt die Menschen wirklich sehr, unser Holunder, und manche spüren das ganz schnell und andere brauchen eben etwas mehr Zeit.

War das nicht schöööön? 

Ich hoffe ihr hattet auch so viel Freude beim Lesen wie ich, und vielleicht verneigt ihr euch das nächste Mal ja auch vor einem Holunderbusch mit voller Hochachtung und Respekt.

Ich bin mir sehr sicher, dies wird ihm ganz viel Freude bereiten!

 

Und wenn ihr auch eine Apfel-Holunder-Marmelade kochen möchtet, ein Rezept dafür findet ihr zum Beispiel hier: www.topfgartenwelt.com/apfel-holunder-marmelade

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